Der Ötztaler Bergbauer Markus Wilhelm ist der wohl politisch einflussreichste Blogger Österreichs. Armin Wolf schrieb mal über ihn, Wilhelm sei mit seinen außergewöhnlich gut dokumentierten Enthüllungen bei der Tiroler ÖVP gewissermaßen Landesfeind Nummer eins geworden und habe es tatsächlich geschafft, …
[…] eine Art Gegenöffentlichkeit in Tirol herzustellen, mit Geschichten, die auch von den etablierten Landesmedien nicht ignoriert werden können.
Nun, die Geschichten können sie nicht ignorieren, aber wie die größte Tageszeitung Tirols über Markus Wilhelm und sein Blog dietiwag.org nicht berichtet, das ist schon bemerkenswert.
1. Der „Blogger“
Journalisten meiden Wiederholungen, es ist schlechter Stil. Noch mehr meidet die „Tiroler Tageszeitung“ nur den Namen Markus Wilhelm. Ihre Leser kennen den Dissidenten daher nur unter dem Codenamen „Blogger“:
Doch die TT kann auch anders. Hier nennt sie den Namen und schreibt sogar anerkennend: „der populärste Blogger des Landes“:
Tja, bloggte Wilhelm in China, hätte er in Tirol einen Namen — das wär doch ein Gewinn für alle Seiten …
2. Die leicht modifizierte APA-Meldung
Eine „Schweinerei erster Ordnung“ will Hans Peter Haselsteiner, gewohnt instinktsicher, in der „Tiroler Tageszeitung“ geortet haben. Er meint natürlich nicht diese kleine Änderung der APA-Meldung, die aus Platzgründen leider unumgänglich war — sonst hätte man das schöne Bild beschneiden müssen:
[Haselsteiner]
ortete politische Motive des Tiroler Bloggers Markus Wilhelm, auf dessen Homepage die Vorwürfe veröffentlicht worden warenortete politische Motive hinter den Vorwürfen, die online veröffentlicht worden waren.
Was nicht so alles in diesem Internet kursiert. Auch hier hat die APA leider den falschen Einstieg gewählt, die TT hat’s für ihre Leser korrigiert:
Nach den auf „dietiwag.org“ des Bloggers Markus Wilhelm veröffentlichtenNach den im Internet kursierenden Vorwürfen gegen die Festspiele Erl und deren Künstlerischen Leiter „Maestro“ Gustav Kuhn, will Kulturlandesrätin Beate Palfrader (ÖVP) nun eine Sitzung des Stiftungsvorstandes einberufen.
3. Die TT — Eine Klasse für sich
Allein über Wilhelms Festspiel-Coup haben in den letzten Monaten im deutschsprachigen Raum und in Südtirol diese Medien berichtet:
Der Standard ● Die Presse ● Kleine Zeitung ● Kronen Zeitung ● Kurier ● Neue Vorarlberger Tageszeitung ● OÖN ● ORF ● „Österreich“ ● Profil ● Salzburger Nachrichten ● Tiroler Tageszeitung ● Vorarlberger Nachrichten ● Wiener Zeitung ● Abendzeitung (D) ● Die Welt (D) ● Süddeutsche Zeitung (D) ● Weltwoche (CH) ● Dolomiten (ITA)
Das einzige Medium, das dabei kein einziges Mal den Namen des Aufdeckers oder seines Blogs genannt hat, ist die … Trommelwirbel …
Bonustrack
Dabei hat das Blatt gar nichts gegen Blogger, im Gegenteil. Hier gibt die TT anhand einer Tiroler Modebloggerin mit Hund sogar richtig gute Tipps, wie man erfolgreich Vollzeitblogger wird:
„Die Themen sollen aktuell sein, einen Nutzwert für die Leserschaft erzeugen und Emotionen hervorrufen“ […] Unter Emotionen können auch gerne provokative und freche Noten einfließen.
Vielleicht sollte Markus Wilhelm das einfach mal beherzigen.
5 Kommentar(e)
Tirol isch lei oans…
A Oaschloch, a kloans…
Der Titel ist irreführend bzw. er misst der TT eine allzuhohe Bedeutung bei die ihr keinesfalls zusteht. Denn Tirol ist sicher ungleich TT. Der Name Markus Wilhelm ist übrigens im Land sehr wohl bekannt. Sogar bei den sogenannten ‚einfachen Leuten‘. Also müsste die Überschrift wohl lauten: Markus Wilhelm, ein Blogger, der die TT seit Jahrzehnten am Nasenring durch das Land führt.
Der Titel bezieht sich (zum Glück) nicht auf ganz Tirol, sondern auf einen Teil, aber der ist halt *in* Tirol und gar nicht mal so irrelevant. Dass die publizistischen Machtverhältnisse sich dennoch zu Gunsten des „Bloggers“ verändert haben, sollte allerdings aus dem Artikel und bereits dem ersten Absatz hervorgegangen sein 🙂
[…] Wie Tiroler Medien den Aufdecker Markus Wilhem ignorieren (Kobuk) […]
Platter ist seit 2008 LH von Tirol, Alois Vahrner ist seit 2008 Chefredakteur der TT. Beide kommen aus Zams, beide sind nur wenige Meter voneinander entfernt aufgewachsen.
Platter (NR) hat als BGM von Zams u. a. im Interesse des Herrn Vahrner großzügig über das Meldegesetz hinweggesehen. Vahrner wohnte in Landeck, seine Kinder durften aber den Kindergarten und die Schulen in Zams besuchen – trotz gegenteiliger Bestimmungen des Gemeinderates und der Schulordnung. Waren die Einrichtungen in Landeck dem Herrn Chefredakteur etwa zu viel Mulitkulti für seine Kids?
Wie eben so oft, gibt es in Tirol rund um Platter nur pure Zufälle. So auch der gefakte Brand mit Platter als vermeintlichem Lebensretter.
Alleine die Tatsache, dass Platter einen Spaziergang mit Gattin durch Zams macht, just zu jenem Zeitpunkt als es aus dem Ofen einer betagten Dame qualmte – nicht brannte – ist beinahe schon aberwitzig.
Dass die TT daraus aber einen Helden machte, das war schon im Vorfeld klar, immerhin musste die Alaba Blamage möglichst rasch aus der Welt geschafft werden. In dieser Hinsicht ist die Trottel-Times, wie sie liebevoll in Tirol genannt wird, ein verlässliches, inoffizielles Parteiorgan der Platter-Bewegung.
Markus Wilhelm gilt definitiv als der Schwarze Peter von Tirol obwohl er mit den Schwarzen Mander im Lande eigentlich so gar nicht kann. 😉